Eine Themenwanderung zur Kohlensäuregewinnung im Wehrer Kessel
Der Eifelort Wehr verfügt seit dem Jahre 2012 über eine Themenwanderroute, den Wehrer Kesselweg. Eine kleine nur vier Kilometer lange familienfreundliche Tour und eine etwas längere, insgesamt neun Kilometer lange Strecke können dabei erwandert werden. Über die industrielle Gewinnung von Kohlensäure, den Vulkanismus der Region und die geschichtlichen Hintergründe des Wehrer Kessels und der Ortschaft Wehr wissen interessante Hinweistafeln entlang der Route zu berichten. Wald- und Wiesenwege führen zu mehreren Aussichtspunkten und Panoramaliegen laden zum Verweilen ein. Absolutes Highlight ist jedoch der Geysirsprung, der täglich am Carbo-Kohlensäurewerk in den Himmel steigt.
Der Wehrer Kessel ist die größte Kohlensäure-Lagerstätte Europas
Wir starten auf der Kellerei, dem ehemaligen Klosterhof des Prämonstratenser-Klosters Steinfeld in der Ortsmitte von Wehr, in die knapp neun Kilometer lange Runde und wandern hinunter zur Römerhalle am Ortseingang des Eifelortes. Hier beschreibt eine Infotafel die Routenführung des Wehrer Kesselweges, dem die Gruppe jetzt leicht bergan zum Waldrand folgt. Mit dem Osteifelweg des Eifelvereins, geht es in den Wald hinein, um kurz darauf einem schmalen Forstweg rechts abzweigend in die Waldgemarkung Struth hinein zu folgen.
Im Wehrer Kesselweg ist ein täglicher Geysirsprung zu beobachten
Abwärts wandernd überqueren wir alsbald die Landstraße, die von Wehr nach Niederzissen führt und gelangen zum Carbo-Kohlensäurewerk. Hier wird Kohlensäure industriell gewonnen, weist doch der Wehrer Kessel die größte Kohlensäure-Lagerstätte Europas auf. Vom Aussichtspunkt mit seiner rustikalen Sitzgruppe aus heimischem Basaltgestein beobachten die Wanderer den Geysirsprung, der täglich einmal laut zischend bis zu 40 Meter in die Höhe steigt. Interessante Hinweistafeln informieren über die Kohlensäuregewinnung und die Funktionsweise des Geysirs.
Einzigartige Fernsichten vom Gielenberg bis hin zum Siebengebirge
Im weiteren Verlauf folgt der Kesselweg sich windenden Wiesenwegen hinüber zum Gielenberg. Dabei passiert die Gruppe eine moorige Mineralwasserabscheidung und eine Streuobstwiese. Auf einem schmalen Holzsteg wird der Wirrbach überschritten, um dann steil bergan in die Flanke des Gielenbergs hinein zu steigen, wo zwei Panoramaliegen die Gruppe erwarten. Herrliche Aussichten in den Wehrer Kessel und auf das Naturschutzgebiet Welschwiesen kann man hier eine Weile genießen. Auch den täglich um 11:00 Uhr startenden Geysirsprung beobachtet man vom unteren Gielenberg besonders gut.
Vom Wehrer Kesselweg ist der Schlackenkegelvulkan Veitskopf zu sehen
Nach einer kurzen Trinkpause geht es entlang frühlingshaft aufblühender Waldsäume weiter bergan. Breite Wiesenwege führen über das weitläufige Hochplateau des Gielenberges hinweg. Einzigartige Fernsichten bis hinüber zum Siebengebirge warten hier auf die Kesselwegwanderer, bevor in der nahegelegenen Autobahnraststätte Brohltal-West Einkehr gehalten wird. Gut gestärkt verlassen wir die Raststätte Brohltal-West und überqueren die Autobahn A61. Dabei fällt der Blick weit voraus auf den 428 Meter hohen Veitskopf bei Wassenach, einem im Quartär tätig gewesenen Schlackenkegelvulkan. Hinter der Autobahnbrücke wendet sich der Kesselweg nach rechts. Auf asphaltiertem Grund geht es kurze Zeit an der Autobahn A61 entlang, um dann nach links, eine Zufahrtsstraße zum Gewerbegebiet Brohltal Ost querend in den Hüttenberg hineinzusteigen.
Aufstieg zum Hüttenberg, dem höchsten Punkt des Kesselweges
Wildkirsche und Weißdorn stehen beim Aufstieg zum Hüttenberg in voller Blüte, als wir uns dem höchsten Punkt des Kesselweges nähern. Der Hüttenberg ist mit seinen 453 Metern über NN ebenfalls ein erloschener Vulkan, der während seiner vulkanischen Tätigkeiten den Hüttenberg-Bims bis weit in die Rheinebene beförderte. Vom neu errichteten Aussichtspunkt mit zwei Panoramaliegen und einer Ruhebank genießen wir den herrlichen Blick in den Wehrer Kessel, auf Wehr und die gegenüberliegende Bergkette im Westen mit Osterberg, Tiefenstein und Meirother Kopf.
Ein Abstecher zum geologischen Aufschluss einer Gleitfalte lockt am Dachsbusch
Vor etwa 400 Jahren stand am Fuße des Hüttenberges ein Gieß- und Hammerwerk mit einem zwölf Meter hohen Hochofen in dem Eisenerze verhüttet wurden, sicherlich eine Sensation in der damaligen Zeit. Höhengleich wandert die Gruppe hinüber zum Dachsbusch. Links abzweigend von der eigentlichen Route des Kesselweges und leider schlecht beschildert, wartet hier mit der Gleitfalte ein geologisch bedeutsamer Aufschluss auf die Wanderer, der in der vorletzten Eiszeit entstanden ist, in der Region seinesgleichen sucht und dereinst beim Abbau der Phonolithtuffe zu Tage trat.
Der Kesselweg läuft in das Naturschutzgebiet Welschwiesen hinein
Jetzt läuft der Kesselweg wieder talwärts in den Wehrer Kessel. Nach dem Unterschreiten der Autobahn A 61 führen breite Wiesenwege in das Naturschutzgebiet Welschwiesen hinein. Ausgedehnte Riedflächen, mehrere Sauerquellen und eine überaus artenreiche Pflanzenwelt gilt es in diesem Feuchtgebiet zu erhalten. Mehrere gefasste Bohrungen mit entsprechenden Förderanlagen zeugen auch hier von der Ergiebigkeit der Kohlensäurevorkommen im Wehrer Kessel. Noch einmal lädt eine Sitzgruppe am Rand des Naturschutgebietes zum Verweilen ein. Dann führt uns die Route zum Start- und Zielpunkt an der Römerhalle zurück.
Der Besuch des Barocken Pfarrgartens in Wehr ist sehr zu empfehlen
Im Anschluss an die Wanderung sollte man es nicht versäumen, die katholische Pfarrkirche St. Potentinus zu besuchen. In der kreuzgewölbten einschiffigen Anlage von 1702 wartet eine ungewöhnliche reichhaltige frühbarocke Altargruppe auf den Kesselwegwanderer. Auch das Kellnereigebäude des ehemaligen Klosters Steinfeld, ein stattlicher Bau aus dem Jahre 1730 und der vom Brauchtums- und Verschönerungsverein neu gestaltete Barocke Pfarrgarten erfreuen sich einer stetig wachsenden Besucherzahl. Alles in allem eine runde Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte.