GPX:

Werbung endet in 10 Sekunden

Höhe (min): Meter
Höhe (max): Meter
Gesamtabstieg: Meter
Gesamtanstieg: Meter
Gesamtanstieg (Meter):: 354
Gesamtabstieg (Meter):: 354
Anfahrt planen:
Region: Eifel
Art: Themenrundwanderung
Kilometer: 14
Schwierigkeit:
Kondition:
Landschaft:
Erlebnis:
Beste Jahreszeit: März, April, Mai, Juni, Juli, Aug., Sept., Okt.

Auf geologischen und historischen Spuren rund um den Wehrer Kessel

Wichtiger Hinweis:

Die Wehrer-Kessel-Runde im Heimatort von Profirouten wurde von unserem Wanderteam erkundet und zusammen gefügt. Eine Ausschilderung ist seitens der Ortsgemeinde Wehr angedacht aber noch nicht vollzogen. Deshalb sollte man sich beim Nachwandern der downloadbaren GPX-Datei von Profirouten bedienen.

Beim Wehrer Kessel handelt es sich um ein vulkanologisches Einbruchsbecken, also um eine so genannte Caldera. Sie ist vor ca. 215.000 Jahren durch den Einbruch der entleerten Magmakammer des Hüttenbergvulkans entstanden. Während sich die etwas kürzere und seit vielen Jahren bestehende Themenrunde "Wehrer Kesselweg" lediglich mit dem Ostteil des Wehrer Kessels beschäftigt und die Gewinnung und industrielle Verwertung von Kohlensäure thematisiert, deckt die hier zu beschreibende Wehrer-Kessel-Runde auch den Westteil der Caldera mit ab. Auf einer Streckenlänge von knapp 14 Kilometern wird der nahezu kreisrunde Kessel, der das größte CO²-Vorkommen Europas beherbergt, fast vollständig umrundet, um historische Aspekte bereichert und mit ausgesprochen schönen Osteifelpanoramen bis weit in den Westerwald hinein ergänzt. Eine Reihe interessanter Hinweistafeln und der täglich stattfindende Geysirsprung begleiten uns auf dem Weg rund um die geologisch so bedeutsame vulkanologische Senke.

Das sehenswerte Kirchenumfeld der barocken Wehrer Pfarrkirche

Die Herrlichkeit Wehr gehörte bis zur Säkularisation 1802 unter Napoleon zum Kloster Steinfeld in der Eifel

Wir starten in die Wehrer-Kessel-Runde auf dem großen Dorfplatz von Wehr, der Kellerei. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Klosterhof. Im Jahre 1136 übertrug Papst Innozenz II. die Herrlichkeit Wehr an das Kloster Steinfeld in der Kalkeifel. Der Abt von Steinfeld war bis zur Säkularisation unter Napoleon im Jahre 1802 Lehns- und Gerichtsherr von Wehr. Das heute noch vorhandene imposante Probsteigebäude aus dem Jahre 1730 und die nebenstehende barocke Pfarrkirche St. Potentinus von 1702 sind beredte Zeugen einer klösterlichen Vergangenheit, wie sie in der Osteifel nur ganz selten anzutreffen ist.

Das schön gestaltete Geviert des Barocken Pfarrgartens mit Weinberg und Spalierobstanlage wird durchwandert

Von der Kellerei wandern wir an der alten Dorflinde vorbei und steigen über Treppenstufen zum Kirchenumfeld hinauf. Hier treffen die Wanderer auf uralte Basaltkreuze die teilweise aus der frühen Neuzeit stammen. Eine weitere Treppe führt uns in den Barocken Pfarrgarten. Der verwilderte ehemalige Klostergarten wurde vom Wehrer Brauchtums- und Verschönerungsverein in den zurückliegenden Jahrzehnten in einen hervorragenden Zustand versetzt. Das barocke Geviert mit seiner Spalierobstanlage, einem Weinberg mit achtzig Rebstöcken der Sorte Regent, mehreren Ruhebänken und einer Grillecke begeistert jeden Besucher.


In den aufgegebenen Steinbrüchen im Tiefental wurde der einzigartige Wehrer Lapillituff gebrochen

Nachdem wir den sakralen Teil des Eifelortes hinter uns gelassen haben, geht es auf breiten, teilweise geschotterten Feldwegen ins Tiefental hinein. Rechts und links der Route zeigen sich in stetigem Wechsel landwirtschaftliche Nutzflächen und Waldparzellen. Leider für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da im Privatbesitz, geht es an mehreren aufgelassenen Steinbrüchen vorbei, die rechter Hand etwas versteckt im Wald liegen. Hier wurde bis in die 50iger Jahre des vorigen Jahrhunderts der einzigartige, nur im Wehrer Kessel anzutreffende graubraune Lapillituff gebrochen. Die pyroklastische Gesteinsart ist vulkanischen Ursprungs, recht porös und weist grobe Einschlüsse auf. Sie fand in der Ortschaft Wehr reichhaltige Verwendung beim Häuserbau. Bei der Errichtung des Probsteigebäudes und der Wehrer Pfarrkirche wurde ebenfalls Lapillituff verwendet, der womöglich in den Brüchen im Tiefental gewonnen wurde.

Der Landgraben in der Gemarkung Höwer Triesch ist eine historische Grenze

Auf dem Hohen Osterberg treffen die Wanderer auf die historisch bedeutsame Grenzziehung des Landgrabens

Durch das Tiefental weiterhin sanft bergauf wandernd gelangen die Wanderer im Talschluss zu den mächtigen Pfeilern der Tiefentalbrücke der L412. Wir unterschreiten das imposante Brückenbauwerk, wenden uns nach links und steigen recht steil zum Fuße der Kappiger Lay hinauf. Auf asphaltiertem Geläuf wird wenig später die B412 mittels einer Hochbrücke erneut gequert. Scharf links schwenkend geht es dann zum hohen Osterberg hinauf. Hier in der Germarkung Höwer Triesch treffen wir auf eine frei stehende Waldparzelle, die der historischen Grenzziehung des Landgrabens, in historischen Kartenwerken auch als "Landtwehr" bezeichnet, zuzuordnen ist. Von Namedy am Rhein bis nach Trier ist die mit Wällen und Befestigungsanlagen versehene Grenze anhand historischer Funde nachgewiesen. Die Erbauer dieser Grenzziehung sind leider im Dunkel der Geschichte verborgen geblieben.


Vom Hohen Osterberg schweift der Blick über den Rheingraben hinweg weit in den Westerwald

Gleich hinter dem historisch bedeutsamen Ort des Landgrabens eröffnet sich ein grandioses Osteifelpanorama. Vom Hohen Osterberg und der Gemarkung Höwer Triesch schweift der Blick über die vorgelagerte Osteifel. Der langgestreckte Höhenzug des Hufeisenvulkans Bausenberg bei Niederzissen ist zu sehen. Über den Rheingraben hinweg eröffnen sich bei guter Sicht Fernblicke bis weit in den rheinischen Westerwald. Gegen Südosten zeigen sich Teile der Pellenz. Hier fehlt leider eine Ruhebank, um dieses einzigartige Osteifelpanorama bei einer Wanderrast ausgiebig zu genießen. Wir verlassen den Hohen Osterberg und wandern an Waldsäumen entlang bergab. Die Route taucht kurz in den Wald ein, um dann die Wanderer beim Austritt aus dem Forst mit einem herrlichen Blick in den Wehrer Kessel zu verwöhnen. Mit einem scharfen Rechtsschwenk geht es aussichtsreich am Waldrand entlang. In diesem kurzen Teilabschnitt hat man gleich zwei Ruhebänke platziert, die schöne Ausblicke auf Wehr ermöglichen, das sich uns zu Füßen am westlichen Rand der Caldera ausbreitet.

Blick vom Osterberg auf den Start- und Zielort Wehr

Hinter der Annakapelle in der Feldgemarkung "Im Galgenstück" befand sich im Mittelalter eine Hinrichtungstätte

Vom aussichtsreichen Osterberg fällt die Wehrer-Kessel-Runde in den Talschluss des Dittenstalls, um nach einem scharfen Rechtsknick und einem anschließenden Linksbogen in die Waldgemarkung Schlad einzutauchen. Während zur rechten Hand das Gelände überaus steil ansteigt, zeigt sich zur Linken unterhalb des breiten Forstweges Weideland. Auch hier, vom Südrand des Wehrer Kessels, gefallen die Ausblicke durch das unbelaubte winterliche Geäst in die Caldera und auf die Ortschaft Wehr. Schließlich gelangen die Wanderer zur Annakapelle. Neben dem kleinen Kirchlein lädt uns eine Sitzgruppe zur Rast ein. Gleich hinter der Kapelle liegt die Feldgemarkung "Im Galgenstück". Hier befand sich im Mittelalter die Wehrer Hinrichtungsstätte. Es ist urkundlich belegt, dass an dieser Stelle auch Hexenurteile vollstreckt wurden. Von diesem schaurigen Ort läuft die Route eine ganze Weile durch die offene Feldflur. Die L82 wird überschritten. Hier treffen wir auf die Routenführung des Wehrer Kesselweges, der wir unter der Autobahnbrücke der A61 hindurch und vorbei an einer Photovoltaikanlage hinauf zum Dachsbusch folgen.


Am Dachsbusch treffen wir auf eine geologisch bedeutsame Rutschfalte aus der vorletzten Eiszeit

Vom breiten Feldweg rechts abzweigend lockt am Dachsbusch ein etwa 150 Meter langer, schlecht beschilderter Abstecher zur eiszeitlichen Rutschfalte. Dabei handelt es sich um einen bedeutsamen geologischen Aufschluss, der in der vorletzten Eiszeit entstanden ist. Er ist beim Abbau der Phonolithtuffe zu Tage getreten und sucht in der Region seinesgleichen. Vom Dachsbusch geht es nahezu höhengleich hinüber zum Hüttenberg. Namensgeber des Hüttenberges ist ein Gieß- und Hammerwerk mit einem zwölf Meter hohen Hochofen, in dem vor etwa 400 Jahren am Fuße der vulkanischen Erhebung Eisenerze verhüttet wurden. Sicherlich eine Sensation in der damaligen Zeit des späten Mittelalters. Auf dem Hüttenberg nutzen wir eine Sitzgruppe mit zwei Panoramaliegen und einer Ruhebank zu einer ausgiebigen Rast. Vom herausragenden Aussichtspunkt genießen wir einen herrlichen Blick in den Wehrer Kessel, auf Wehr und auf die gegenüberliegende Bergkette bestehend aus Osterberg, Tiefenstein und Meirother Kopf, welche die Caldera nach Westen begrenzt.

Die geologisch einzigartige eiszeitliche Rutschfalte am Dachsbusch

Von der Panoramaliege am unteren Hüttenberg kann man den täglichen Geysirsprung besonders gut beobachten

Die Wehrer-Kessel-Runde führt uns im weiteren Verlauf an der Wehrer Sandgrube vorbei. Hier beschreibt eine Infotafel die gut sichtbaren vulkanologischen Gesteinsschichten, die auf den Ausbruch des Hüttenbergvulkans zurückzuführen sind. Wenig später geht es auf asphaltiertem Grund kurze Zeit an der Autobahn entlang, um dann nach links schwenkend die A61 zu überschreiten. Nach dem Queren der Autobahn folgen wir dem asphaltierten Fahrweg erneut nach links und steigen diesmal auf der anderen Seite der Autobahn zum Hüttenberg hinauf. Nach Süden fällt auch von hier aus der Blick in den Wehrer Kessel, während im Norden Burg Olbrück und weit in der Ferne über das Brohltal hinweg die Erhebungen des Siebengebirges zu sehen sind. Schließlich fällt die Route in den Wehrer Kessel hinein. Auch hier im unteren Hüttenberg nutzen wir eine Panoramaliege, von der aus der tägliche Geysirsprung auf dem Gelände des Carbo-Kohlensäure-Werkes besonders gut zu beobachten ist. Danach wird der Wirrbach auf einem schmalen Holzsteg überquert. Durch das Naturschutzgebiet Welschwiesen geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem historischen Klosterhof Kellerei in der Ortschaft Wehr.

Fazit und abschließende Bemerkungen:

Zumindest in der Kategorie Erlebniswert ist der Wehrer-Kessel-Runde ohne Zweifel Premiumqualität zu bescheinigen. Wer etwas über die industrielle Gewinnung von Kohlensäure, die vulkanologischen Vorkommnisse bei der Entstehung des Wehrer Kessels oder über die geschichtlichen Hintergründe der Ortschaft Wehr erfahren möchte, der sollte die zahlreichen Informationstafeln am Wegrand studieren. Sie enthalten auch für Laien gut verständlichen und interessanten Lesestoff. Deshalb ordnet Profirouten die Rundwanderung im Segment der Themenwanderwege ein. Absolutes Highlight der knapp 14 Kilometer langen Runde ist natürlich der tägliche Geysirsprung. In den Sommermonaten ist dieses Spektakel jeweils um 11:00 Uhr und um 16:00 Uhr eines jeden Tages zu bewundern. Im unmittelbaren Bereich der Autobahn A 61 werden die schönen landschaftlichen Eindrücke der Wehrer-Kessel-Runde durch den Verkehrslärm allerdings etwas beeinträchtigt. Die Routenführung weist breite Feld- und Waldwege auf. Schmale Pfade und/oder felsige Steige werden nicht beschritten. Rast- und Ruhemöglichkeiten entlang der noch nicht ausgeschilderten Strecke sind in ausreichendem Maße vorhanden. Die bemerkenswerte Themenrunde sollte in das bereits bestehende erfolgreiche Konzept der Geopfad-Routen in der Vulkanregion Brohltal-Laacher See eingebunden werden.

Tipp des Autors:

Im Anschluss an die Wehrer-Kessel-Runde darf man es nicht versäumen, die katholische Pfarrkirche St. Potentinus zu besuchen. In der kreuzgewölbten einschiffigen Anlage von 1702 wartet eine ungewöhnliche reichhaltige frühbarocke Altargruppe auf die Besucher. Sie ist durch den Turmeingang tagsüber jederzeit zugänglich.

Drucken