Nach Überschreitung des Werkerbaches über eine steinerne Furt geht es steil bergauf zum Mehrholzblick
Vom Werkerbrunnen folgen wir der Beschilderung des Wispertaunussteigs entlang des Sauerbornbaches ein kurzes Stück bergan. Dann zackt die Route mit einem scharfen Linksknick in Niedergehölze hinein. Erdige Waldpfade führen an den rechts des Weges aufragende Felsformationen vorbei, um dann zum Ufer des Werkerbaches abzufallen. Über Trittsteine wird das der Wisper zustrebende Gewässer überschritten. Dann folgt ein überaus steiler Anstieg, wobei der schmale Pfad in Teilbereichen fast zugewachsen ist und der Routenverlauf sich als kaum noch erkennbar erweist. So sind wir froh, als auf der Anhöhe wieder normales Gehgelände erreicht wird. Ebenen Fußes folgen die Wanderer einem breiten Forstweg zum Aussichtspunkt Mehrholzblick. Die dortige Ruhebank nutzen wir zu einer Trinkpause. Erneut fällt der Wispertaunussteig in das Werkerbachtal. Im Talgrund erst rechts- und sodann linksschwenkend geht es kräftezehrend, langanhaltend und windungsreich zur Burgruine Rheinberg hinauf.
Zwei mittelalterliche Burgruinen werden vom Wispertaunussteig hoch über dem Wispertal angelaufen
Burg Rheinberg war im Hochmittelalter der Stammsitz der Rheingrafen, die zu der damaligen Zeit den Rheingau beherrschten. Die ehemalige Burg hat man wahrscheinlich um das Jahr 1165 auf einem 260 Meter hohen Bergsporn hoch über dem Wispertal errichtet. 1280 wurde Burg Rheinberg vom Erzbistum Mainz erobert und zerstört. Nach einem 1315 erfolgten Wiederaufbau wurde das Gemäuer vernachlässigt, ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts unbewohnbar und verfiel schließlich. Wir sparen uns den kurzen Abstecher zur Burgruine Rheinberg, da sie für Besucher unzugänglich ist, und wandern weiter zur benachbarten Burg Blideneck. Von hier aus haben die Mainzer Kurfürsten im Jahre 1279 Burg Rheinberg belagert und mit gewaltigen Steinschleudern, so genannten Bliden, beschossen. Dies alles ist der im Ruinengelände anzutreffenden Info-Tafel zu entnehmen. Von Burg Blideneck sind nur kärgliche, kaum sichtbare Mauerreste erhalten geblieben. Eine Ruhebank nutzen wir zu einer kurzen Trinkpause.
Der Wispertaunussteig tangiert die historische, heute nicht mehr sichtbare Grenzbefestigung des Rheingauer Gebücks
Von der Burgruine Blideneck läuft der Weitwanderweg auf schmalen Pfaden und breiten Waldwegen durch den lichten Forst. Wir bewegen uns hier entlang der historischen Grenze des Rheingauer Gebücks die den Rheingau über fünf Jahrhunderte im Norden und Osten umschloss, bis die Region im Jahre 1771 ihre Selbstständigkeit verlor. Es handelte sich dabei um eine natürliche Grenze. Das Gebück bestand aus einem 50 - 60 Meter breiten Waldstreifen aus Hainbuchen und Eichen. Die Bäume wurden in wechselnder Höhe über dem Boden abgeschlagen. Die neu ausschlagenden Triebe hat man kreuz und quer zur Erde "gebückt" und miteinander verflochten. So entstand über die Jahre ein kaum durchdringbares Dickicht, das als Grenzbefestigung diente. Schließlich verlässt die Route des Wispertaunussteigs den Wald und tritt auf eine weitläufige Freifläche hinaus. Über landwirtschaftlich genutztes Gelände gelangen die Wanderer in den Taunusort Ransel. Im dortigen Landwirtschaftsmuseum kann man alte Gerätschaften in Augenschein nehmen. Zudem ist im gastlichem Museumscafe eine Einkehr möglich.